2004 “Humankapital”
Pressemitteilung der Jury: Wahl des 16. „Unworts des Jahres“
“Degradiert Menschen zu nur noch ökonomisch interessanten Größen.
Der Gebrauch dieses Wortes aus der Wirtschaftsfachsprache breitet sich zunehmend auch in nichtfachlichen Bereichen aus und fördert damit die primär ökonomische Bewertung aller denkbaren Lebensbezüge, wovon auch die aktuelle Politik immer mehr beeinflusst wird. Humankapital degradiert nicht nur Arbeitskräfte in Betrieben, sondern Menschen überhaupt zu nur noch ökonomisch interessanten Größen. Bereits 1998 hat die Jury Humankapital als Umschreibung für die Aufzucht von Kindern gerügt. Aktueller Anlass ist die Aufnahme des Begriffs in eine offizielle Erklärung der EU, die damit die «Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie das Wissen, das in Personen verkörpert ist», definiert (August 2004).”
Albrecht Haag, Humankapital
links: Carsten L., 34 Jahre, arbeitslos
rechts: Börse Frankfurt
Durch die Wortwahl wird die Haltung des Sprechenden offenbar und lenkt den Blick auf ausgewählte Aspekte.
Albrecht Haag stellt das Porträt eines Individuums (arbeitslos – also quasi Geldverschwendung) gegen das Klischeebild des Kapitals – die Börse. Wo findet das eine Berücksichtigung im anderen?
www.albrecht-haag.de
Alexandra Lechner, Humankapital
Humankapital - konserviert
Das Kapital des Menschen ist seine Bildung, sein Wissen, sein Intellekt. Das leo-dictionary übersetzt das englische human capital mit: das Bildungskapital oder ökonomisch: Humankapital.
Wissen wird von Generation zu Generation weiter gegeben und dadurch entwickelt sich die Menschheit. Das Bild von Alexandra Lechner zeigt konserviertes Humankapital der vergangenen Jahrhunderte in der Bibliothek des Stiftes Melk in Österreich.
www.alexandralechner.com
Jens Steingässer, Humankapital
Humankapital verstehe ich als die Summe von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen, die es einem Menschen ermöglichen, sich im Wirtschaftsleben einzubringen - und aus eigener Kraft zu überleben.
www.jens-steingaesser.de
Vanja Vukovic, Humankapital
Durch Vanja Vukovics Bild geht zerbrechlich, fast schwebend, märchenhaft entrückt ein Mensch – oder ein Humankapital?
Der Baum, so wie er da steht in dem ihm zugeteilten Stück Grün, steht ebenso wie das Wort „Humankapital“ symbolisch für verwaltetes Leben
.
Andreas Zierhut, Humankapital
Im Unwortsinne stellt der Begriff die Seele des Menschen in Frage.
Im Wortsinn der ökonomischen Herkunft des Begriffes steht das neugierige Kind – begierig darauf, Träger von möglichst viel Humankapital zu werden – dem weisen und wissenden Blick des an Jahren und Erfahrung reichen Mannes gegenüber - und dazwischen liegt das Leben.